Wie werden wir wohnen?
- Kategorie: Allgemeines
16. Dezember 2016 | Zukunftsforscher entwerfen Visionen über das Wohnen in 20-30 Jahren
Wohnen ist ein komplexes Thema und wir sollten vorausschauend darüber nachdenken, denn wir bauen unsere Häuser und Wohnungen schließlich, um sie viele Jahre zu nutzen. Welche Ansprüche werden wir zukünftig haben? Was ist uns jetzt schon wichtig? Wie wird sich der demografische Wandel auf das Wohnen auswirken? Welche Technologien werden gerade entwickelt und in naher Zukunft alltäglich sein? Ist überhaupt genug Platz für alle da?
Die Experten des Zukunftsinstituts, einer der renommiertesten Think Tanks Deutschlands, haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt und ihre Ergebnisse in „Zukunft des Wohnens – Die zentralen Trends bis 2025“ zusammengefasst. Sie stellen unter anderem diese fünf Thesen auf:
1. Wohnen dezentralisiert sich und schafft einen erhöhten Bedarf für „dritte Orte“ und neue Wohnkonzepte
Die eigenen vier Wände – ob nun als Eigentum oder zur Miete – sind und bleiben der Mittelpunkt des Wohnens, der ganz persönliche, individuelle Rückzugsort. Parallel wird es immer mehr ausgelagerte Räume geben, die gemeinschaftlich genutzt werden, beispielsweise größere Küchen, Bibliotheken, Gästezimmer oder auch Lern- und Arbeitsräume. Außerdem werden wir bei der Nutzung von Räumen mehr in Zonen als in starren Zimmern denken.
Das Stichwort dabei ist Flexibilität und zielt zum Beispiel auf wandelbare Wandsysteme. Möbel werden mobiler und übernehmen somit Funktionen der Raumstrukturierung beziehungsweise -trennung. Für Neubauten heißt das, dass Architekten in hohem Maße auf flexible Nutzungskonzepte achten müssen. Wir brauchen große Räume, die je nach Wunsch in unterschiedliche Zonen unterteilt werden können. Dabei wird die Maxime nicht mehr „ein Leben lang“ heißen, sondern wir werden uns an Lebensphasen orientieren und Wert auf einen erleichterten Wechsel legen. Je situativer sich eine Wohnung anpassen lässt, umso besser.
Ein wegweisendes Beispiel für diesen Punkt ist ein Mehrgenerationenhaus in Berlin, das bereits flexible Grundrisse aufweist und Gemeinschaftsräume bietet.
2. XS-Wohnen etabliert sich ohne Qualitätsverlust, da neue Services und kollaborative Räume den Wohnraum „On Demand“ ergänzen
Dieser Punkt hängt eng mit dem ersten zusammen. Je mehr wir Gemeinschaftsräume nutzen können, umso weniger eigener, ganz persönlicher Platz ist ausreichend. Mittlerweile gibt es viele Beispiele, wie sich auch sehr kleine Räume geschickt einrichten lassen, um angenehm auf kleiner Fläche zu wohnen. Es wird digitale Plattformen geben, über die wir die ausgelagerten Alltagsräume finden und nach Bedarf beanspruchen werden.
3. Das Interieur gewinnt an Bedeutung, womit klassische Wohnbranchen einen neuen Aufschwung erfahren
Individuelle Einrichtungen, beziehungsweise Einrichtungsgegenstände werden der neue Luxus. Dabei liegt der Fokus auf den Details. Wir werden zunehmend nach Unikaten und Objekten mit eigenen Geschichten oder besonderer Haptik suchen. Diese Gegenstände werden zu Statussymbolen, die allerdings weniger markenbezogen sind, sondern mehr mit Herkunft, Detailliebe und damit verbundenen Geschichten zu tun haben. Das gilt sowohl für Einrichtungsprodukte wie Möbel, Leuchten, Dekoration als auch für Immobilien.
4. Technologie ist in Zukunft gleichbedeutend mit Alltag und führt zu einem wachsenden Markt alltagserleichternder Technologien
Es wird neue Alltags-Services geben, die unseren Stress mindern werden. Außerdem etablieren sich neue gesundheitsfördernde Technologien. Kompliziert zu bedienende Anwendungen werden aus dem Wohnumfeld verschwinden und von klugen, lernenden Technologien abgelöst. Ein Beispiel dafür ist die Heizungssteuerung, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner einstellt. Das Schlagwort „Internet der Dinge“ wird auch beim Thema Wohnen eine zunehmende Rolle spielen. Je haptischer und intuitiver diese Anwendungen zu bedienen sind, umso eher werden sie in den Alltag integriert.
5. Natur wird zum Sinnbild für Zukunft, womit Wohnen und Bauen sich noch stärker an einer ganzheitlich intakten Umwelt orientieren
Ökologie und Gesundheit werden die treibenden Kräfte bei der Gestaltung von Wohnraum. Wir streben nach einem grünen, ökologischen Lebensumfeld. Die Natur wird vielen Menschen immer wichtiger. Deshalb wird es mehr Gärten geben („Urban Gardening“, „Indoor Gardening“), die nicht nur dem seelischen Wohlbefinden dienen sollen, sondern auch einen Beitrag zum Stadtklima leisten werden.
Insgesamt kommen die Experten des Zukunftsinstituts zu dem Schluss, dass Wohnen insgesamt eine ganzheitlichere Thematik wird. Raum, Material, Farbe, Licht und Klang ergeben zusammen eine individuelle Raumerfahrung. Natürliche Oberflächen und Holzoptiken werden in offene, flexible Wohnkonzepte integriert. Die Grenzen zwischen eigenem Raum und gemeinschaftlich genutzten Räumen verschwimmen. Neben Ökologie und Wohngesundheit spielen Inklusion, Verbundenheit und Partizipation eine immer größere Rolle.
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